Leucorrhinia pectoralis und Coenagrion hastulatum (Odonata) in niedersächsischen Mittelgebirgen - zwei Arten mit syntopen Vorkommen, aber gegenläufiger Entwicklung?
K. Baumann, M. Lohr, Libellula Supplement 17 - Festschrift zum 75. Geburtstag von Reinhard Jödicke 17 (2024) 87–107.
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| Veröffentlicht
| Deutsch
Autor*in
Baumann, Kathrin;
Lohr, MathiasELSA
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Abstract
Leucorrhinia pectoralis and Coenagrion hastulatum (Odonata) in the low mountain ranges of Lower Saxony, Germany – two species with syntopic occurrences but oppos-ing trends? – Coenagrion hastulatum and Leucorrhinia pectoralis both mainly inhabit mesotrophic-dystrophic waters with riparian reed vegetation in Lower Saxony, but show opposing population trends throughout the state. For both species, the current database of the NGO Working Group of Dragonflies in Lower Saxony and Bremen was used to ana-lyse whether population changes can be observed in the highest low mountain ranges of the state – the Harz and the Solling region. The calculated trends especially for the Solling are influenced by a lack of consistency in survey activities in the different periods considered and are therefore not very robust. In the Harz, a moderate decline in C. has-tulatum has been recorded, which presumably results from the silting up and overgrowth of some small water bodies formerly colonised by the species. This in turn is the result of increasing summer drought in recent years and thus climate change. A similar situation can be assumed for the Solling, where water bodies formerly used for reproduction by C. hastula tum have repeatedly dried up in recent years. A decline in the species solely due to the rise in temperature, as is assumed for the lowlands of Lower Saxony, cannot be detected in either the montane Harz or the submontane Solling. For L. pectoralis, which is regarded as a climate change winner in Central and Northern Europe, different popu-lation trends are calculated in the two regions. No increase is recognisable in the Harz; observations are still primarily limited to single individuals. In contrast, the species ap-pears to be increasing in the Solling, although what was previously its “best” water body with reproduction has failed in recent years due to drying out. However, the calculated very strong positive trend is methodologically overestimated, as Odonata inventories in the Solling have been largely limited to targeted surveys of this Habitats Directive spe-cies over the past ten years. The species is certainly much more common in the Solling, situated in lower altitudes, than in the Harz, although the Harz has various water bodies with structures suitable for the species. At least for the Harz, the question of an opposing trend development of C. hastula tum and L. pectoralis must be ruled out according to the current state of knowledge. In the submontane zone of the Solling, on the other hand, the trend analysis indicates an increase in L. pectoralis and a shift in abundance between the two species in favour of L. pectoralis. The importance of the Harz and Solling as refugia for C. hastulatum, which is now classified as threatened with extinction in the lowlands of Lower Saxony, should be emphasised. Due to gaps in the data, studies are necessary for both species in the Solling, especially in areas where no surveys have been carried out for more than ten years. Finally, some recommendation are given on how to promote both species in the Harz and Solling.
Für Coenagrion hastulatum und Leucorrhinia pectoralis, die in Niedersachsen beide vor allem mesotroph-dystrophe Gewässer mit Kleinröhrichten besiedeln, landesweit aber gegenläufige Trends zeigen, wurde anhand des aktuellen Datenbestandes der Arbeits-gemeinschaft Libellen in Niedersachsen und Bremen analysiert, ob sich in den höchsten Mittelgebirgen des Bundeslandes – Harz und Solling – Bestandsänderungen beobachten lassen. Die errechneten Trends sind insbesondere im Solling von den in unterschiedlichen Zeiträumen heterogenen Kartierungstätigkeiten beeinflusst und insofern wenig aussa-gefähig. Im Harz ist eine mäßige Abnahme von C. hastulatum zu verzeichnen, die ver-mutlich allein auf die Verlandung einiger ehemals besiedelter Kleingewässer zurückgeht und insofern auch Folge einer in den letzten Jahren zunehmenden Sommertrockenheit und damit des Klimawandels ist. Ähnliches ist für den Solling anzunehmen, denn hier sind frühere Reproduktionsgewässer in den letzten Jahren wiederholt ausgetrocknet. Ein Rückgang der Art allein aufgrund der Temperaturerhöhung, wie es für das niedersächsi-sche Tiefland vermutet wird, ist weder im montanen Harz noch im submontanen Solling zu erkennen. Für L. pectoralis, die als Klimawandel-Gewinnerin zumindest in Mittel- und Nordeuropa betrachtet wird, ergeben sich in den beiden Regionen unterschiedliche Bestandstrends. Im Harz ist keine Zunahme zu erkennen, Beobachtungen beschränken sich weiterhin im Wesentlichen auf Einzeltiere. Dagegen scheint die Art im Solling zu-zunehmen, obgleich ihr bis dato „bestes“ Reproduktionsgewässer in den vergangenen Jahren wegen Austrocknung ausgefallen ist. Der errechnete sehr stark positive Trend ist aber methodisch überprägt, da sich Libellenkartierungen im Solling in den vergangenen zehn Jahren weitgehend auf gezielte Erfassungen dieser FFH-Art beschränkt haben. Mit Sicherheit ist die Art im tiefer gelegenen Solling wesentlich häufiger als im Harz, obwohl der Harz diverse strukturell gut geeignete Gewässer aufweist. Zumindest für den mon-tanen Harz muss die Frage nach einer gegenläufigen Entwicklung von C. hastulatum und L. pectora lis nach momentanem Kenntnisstand verneint werden. In der submontanen Zone des Sollings deuten die Zahlen dagegen auf eine Zunahme von L. pectoralis hin und ergeben eine Häufigkeitsverschiebung zwischen beiden betrachteten Arten zugunsten von L. pectoralis. Hervorzuheben ist die Bedeutung von Harz und Solling als Refugium für C. hastulatum, die im niedersächsischen Tiefland inzwischen als vom Aussterben bedroht einzustufen ist. Aufgrund der Datenlage sind für beide Arten im Solling Untersuchungen insbesondere in den Gebieten notwendig, in denen seit mehr als zehn Jahren nicht mehr kartiert wurde. Abschließend werden einige Hinweise zu Möglichkeiten der Förderung beider Arten im Harz und Solling gegeben.
Für Coenagrion hastulatum und Leucorrhinia pectoralis, die in Niedersachsen beide vor allem mesotroph-dystrophe Gewässer mit Kleinröhrichten besiedeln, landesweit aber gegenläufige Trends zeigen, wurde anhand des aktuellen Datenbestandes der Arbeits-gemeinschaft Libellen in Niedersachsen und Bremen analysiert, ob sich in den höchsten Mittelgebirgen des Bundeslandes – Harz und Solling – Bestandsänderungen beobachten lassen. Die errechneten Trends sind insbesondere im Solling von den in unterschiedlichen Zeiträumen heterogenen Kartierungstätigkeiten beeinflusst und insofern wenig aussa-gefähig. Im Harz ist eine mäßige Abnahme von C. hastulatum zu verzeichnen, die ver-mutlich allein auf die Verlandung einiger ehemals besiedelter Kleingewässer zurückgeht und insofern auch Folge einer in den letzten Jahren zunehmenden Sommertrockenheit und damit des Klimawandels ist. Ähnliches ist für den Solling anzunehmen, denn hier sind frühere Reproduktionsgewässer in den letzten Jahren wiederholt ausgetrocknet. Ein Rückgang der Art allein aufgrund der Temperaturerhöhung, wie es für das niedersächsi-sche Tiefland vermutet wird, ist weder im montanen Harz noch im submontanen Solling zu erkennen. Für L. pectoralis, die als Klimawandel-Gewinnerin zumindest in Mittel- und Nordeuropa betrachtet wird, ergeben sich in den beiden Regionen unterschiedliche Bestandstrends. Im Harz ist keine Zunahme zu erkennen, Beobachtungen beschränken sich weiterhin im Wesentlichen auf Einzeltiere. Dagegen scheint die Art im Solling zu-zunehmen, obgleich ihr bis dato „bestes“ Reproduktionsgewässer in den vergangenen Jahren wegen Austrocknung ausgefallen ist. Der errechnete sehr stark positive Trend ist aber methodisch überprägt, da sich Libellenkartierungen im Solling in den vergangenen zehn Jahren weitgehend auf gezielte Erfassungen dieser FFH-Art beschränkt haben. Mit Sicherheit ist die Art im tiefer gelegenen Solling wesentlich häufiger als im Harz, obwohl der Harz diverse strukturell gut geeignete Gewässer aufweist. Zumindest für den mon-tanen Harz muss die Frage nach einer gegenläufigen Entwicklung von C. hastulatum und L. pectora lis nach momentanem Kenntnisstand verneint werden. In der submontanen Zone des Sollings deuten die Zahlen dagegen auf eine Zunahme von L. pectoralis hin und ergeben eine Häufigkeitsverschiebung zwischen beiden betrachteten Arten zugunsten von L. pectoralis. Hervorzuheben ist die Bedeutung von Harz und Solling als Refugium für C. hastulatum, die im niedersächsischen Tiefland inzwischen als vom Aussterben bedroht einzustufen ist. Aufgrund der Datenlage sind für beide Arten im Solling Untersuchungen insbesondere in den Gebieten notwendig, in denen seit mehr als zehn Jahren nicht mehr kartiert wurde. Abschließend werden einige Hinweise zu Möglichkeiten der Förderung beider Arten im Harz und Solling gegeben.
Erscheinungsjahr
Zeitschriftentitel
Libellula Supplement 17 - Festschrift zum 75. Geburtstag von Reinhard Jödicke
Band
17
Seite
87-107
ISSN
ELSA-ID
Zitieren
Baumann K, Lohr M. Leucorrhinia pectoralis und Coenagrion hastulatum (Odonata) in niedersächsischen Mittelgebirgen - zwei Arten mit syntopen Vorkommen, aber gegenläufiger Entwicklung? Libellula Supplement 17 - Festschrift zum 75 Geburtstag von Reinhard Jödicke. 2024;17:87-107.
Baumann, K., & Lohr, M. (2024). Leucorrhinia pectoralis und Coenagrion hastulatum (Odonata) in niedersächsischen Mittelgebirgen - zwei Arten mit syntopen Vorkommen, aber gegenläufiger Entwicklung? Libellula Supplement 17 - Festschrift zum 75. Geburtstag von Reinhard Jödicke, 17, 87–107.
Baumann K and Lohr M (2024) Leucorrhinia pectoralis und Coenagrion hastulatum (Odonata) in niedersächsischen Mittelgebirgen - zwei Arten mit syntopen Vorkommen, aber gegenläufiger Entwicklung? Libellula Supplement 17 - Festschrift zum 75. Geburtstag von Reinhard Jödicke 17, 87–107.
Baumann, Kathrin, and Mathias Lohr. “Leucorrhinia pectoralis und Coenagrion hastulatum (Odonata) in niedersächsischen Mittelgebirgen - zwei Arten mit syntopen Vorkommen, aber gegenläufiger Entwicklung?” Libellula Supplement 17 - Festschrift zum 75. Geburtstag von Reinhard Jödicke 17 (2024): 87–107.
Baumann, Kathrin und Mathias Lohr. 2024. Leucorrhinia pectoralis und Coenagrion hastulatum (Odonata) in niedersächsischen Mittelgebirgen - zwei Arten mit syntopen Vorkommen, aber gegenläufiger Entwicklung? Libellula Supplement 17 - Festschrift zum 75. Geburtstag von Reinhard Jödicke 17: 87–107.
Baumann, Kathrin ; Lohr, Mathias: Leucorrhinia pectoralis und Coenagrion hastulatum (Odonata) in niedersächsischen Mittelgebirgen - zwei Arten mit syntopen Vorkommen, aber gegenläufiger Entwicklung? In: Libellula Supplement 17 - Festschrift zum 75. Geburtstag von Reinhard Jödicke Bd. 17. [Wechselnde Verlagsorte] , GdO (2024), S. 87–107
K. Baumann, M. Lohr, Leucorrhinia pectoralis und Coenagrion hastulatum (Odonata) in niedersächsischen Mittelgebirgen - zwei Arten mit syntopen Vorkommen, aber gegenläufiger Entwicklung?, Libellula Supplement 17 - Festschrift zum 75. Geburtstag von Reinhard Jödicke. 17 (2024) 87–107.
K. Baumann and M. Lohr, “Leucorrhinia pectoralis und Coenagrion hastulatum (Odonata) in niedersächsischen Mittelgebirgen - zwei Arten mit syntopen Vorkommen, aber gegenläufiger Entwicklung?,” Libellula Supplement 17 - Festschrift zum 75. Geburtstag von Reinhard Jödicke, vol. 17, pp. 87–107, 2024.
Baumann, Kathrin, and Mathias Lohr. “Leucorrhinia pectoralis und Coenagrion hastulatum (Odonata) in niedersächsischen Mittelgebirgen - zwei Arten mit syntopen Vorkommen, aber gegenläufiger Entwicklung?” Libellula Supplement 17 - Festschrift zum 75. Geburtstag von Reinhard Jödicke, vol. 17, 2024, pp. 87–107.
Baumann, Kathrin/Lohr, Mathias: Leucorrhinia pectoralis und Coenagrion hastulatum (Odonata) in niedersächsischen Mittelgebirgen - zwei Arten mit syntopen Vorkommen, aber gegenläufiger Entwicklung?, in: Libellula Supplement 17 - Festschrift zum 75. Geburtstag von Reinhard Jödicke 17 (2024), S. 87–107.
Baumann K, Lohr M. Leucorrhinia pectoralis und Coenagrion hastulatum (Odonata) in niedersächsischen Mittelgebirgen - zwei Arten mit syntopen Vorkommen, aber gegenläufiger Entwicklung? Libellula Supplement 17 - Festschrift zum 75 Geburtstag von Reinhard Jödicke. 2024;17:87–107.
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